Blüten und Beobachtungen

Pfingstrosen – am Vortag noch zugeknöpft wie eine höfliche Tante, die nichts preisgeben will.
Und dann, ohne Vorwarnung, ein Aufblühen, das fast unverschämt wirkt.
Sie steht da, groß und schwer, und macht kein Geheimnis mehr aus ihrer Schönheit.
Man kann sich kaum auf die Kornblumen konzentrieren, die daneben verwildert wirken –
und gerade deshalb so anrührend sind.

Es ist töricht, einen Vergleich zu wagen. Wer sie von Nahem betrachtet, mag versucht sein, die eine der anderen vorzuziehen. Doch das Wesen der Pfingstrose – diese schwerelose Pracht!

Man sollte mehr Blumen haben. Auf dem Fenstersims. Auf dem Tisch, auf dem das Brot liegt. Auf dem alten Schränkchen, das sonst so leer wirkt.
In jedem Zimmer eine Begegnung: weiße Iris mit einem Hauch von Gelb. Pfingstrosen, so rosig, dass man fast lachen muss.
Mohnblumen – rot wie das letzte Licht des Tages.
Und Kornblumen, spitz und wild, als hätte der Himmel sie mit spitzen Fingern auf die Wiese gestreut.

Etwas, das ich mir heute sage:

„Ich darf in Fülle aufblühen – auch wenn niemand zuschaut.“