Eine Einladung, zu fühlen statt zu wissen
Es gibt ein Wissen in uns, das nicht ausgedacht ist.
Es spricht, bevor Worte entstehen - wie ein Flüstern aus einer anderen Zeit.
Manchmal nennen wir es Bauchgefühl, manchmal Instinkt, manchmal Intuition.
Und oft wissen wir gar nicht, was davon gerade zu uns spricht – nur, dass da etwas ist, das wir nicht erklären können.
Die Sprache unter den Gedanken
Instinkt ist uralt.
Er wohnt tief im Körper – in den Muskeln, im Atem, im Nervensystem.
Er ist der Teil in uns, der reagiert, bevor wir nachdenken: das plötzliche Zusammenzucken, das Bedürfnis nach Rückzug, das unwillkürliche Ausatmen, wenn etwas sicher ist.
Er ist Leben, das sich selbst schützen will.
Das Bauchgefühl ist näher am Alltag.
Es ist die intuitive Stimme, die sich im Körper bemerkbar macht:
Ein Ziehen, ein Wärmegefühl, ein Druck, ein Pulsieren.
Oft spricht sie in körperlichen Empfindungen, bevor wir sie deuten können.
Und Intuition?
Sie ist der Raum, der beides umfasst – der Körper und das Unsichtbare.
Sie ist nicht nur eine Reaktion, sondern eine Resonanz.
Etwas, das uns verbindet – mit dem, was größer ist als unser Denken.
Wie Asia Suler schreibt:
„Intuition ist das Gespräch zwischen deiner Seele und der Welt, die dich liebt.“
Sie ist Beziehung. Bewegung. Lauschen.
Nicht etwas, das man hat, sondern etwas, das geschieht, wenn wir weich genug werden, um zu hören.
Bild: Pinterestfund
Warum es schwerfällt, Intuition zu spüren
Viele von uns haben gelernt, dass Wissen aus dem Kopf kommt.
Dass man sich entscheiden, abwägen, „richtig“ fühlen soll.
Doch Intuition gedeiht nicht unter Druck.
Sie zeigt sich, wenn wir nicht mehr wollen, sondern da sind.
Wenn du chronisch gestresst bist, wenn dein Körper in Alarmbereitschaft ist, wenn du kaum zur Ruhe kommst, dann ist es kein Wunder, dass du deine Intuition nicht spürst.
Der Körper ist dann zu sehr mit Überleben beschäftigt, um feine Schwingungen zu empfangen.
Das ist kein Fehler . Das ist Biologie.
Deshalb beginnt intuitive Wahrnehmung dort, wo du den Körper wieder fühlen darfst,
nicht als Werkzeug, sondern als Verbündeten.
Wie Emmie Rae schreibt:
„To feel is to slow down enough to meet yourself.“
Intuition geschieht nicht trotz des Körpers, sondern durch ihn.
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Was beim Fühlen hilft
Wenn du magst, probiere dies:
Lege eine Hand auf deinen Bauch, eine auf dein Herz.
Spüre, wie der Atem beide verbindet.
Lass die Schultern sinken.
Und dann: höre zu.
Nicht nach einer Antwort – sondern nach einem Puls.
Manchmal ist Intuition kein klarer Satz, sondern nur ein sanftes „Noch nicht“.
Manchmal ein Kribbeln, manchmal Ruhe.
Sie ist nicht immer angenehm, aber immer wahrhaftig.
Wenn du sie nicht sofort spürst, bedeutet das nicht, dass sie verschwunden ist.
Sie ist da – geduldig, wartend, bis du wieder langsamer wirst.
Eine neue Perspektive
Manchmal ist es leicht, Intuition zu romantisieren – als wüsste sie immer den „richtigen“ Weg.
Aber vielleicht geht es gar nicht um „richtig“.
Vielleicht geht es um Verbindung.
Um das Vertrauen, dass du fühlen darfst, ohne sofort zu wissen.
Dass du lernen darfst, mitten im Unklaren zu verweilen –
denn dort entsteht die feinste Form von Wissen: dein eigenes.
Intuition ist kein Werkzeug, kein Wegweiser, kein System.
Sie ist ein inneres Zuhause.
Ein Ort, der dich immer wieder empfängt, wenn du dich selbst verlierst.
Wenn du das nächste Mal spürst, dass du „nicht weißt“,
frag dich nicht, was du tun sollst.
Frag dich:
„Wie fühlt sich das an?“
Und dann lausche.
Nicht um zu verstehen – sondern um da zu sein.
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Woran du spüren kannst, was zu dir spricht
Intuition und Angst können sich manchmal ähnlich anfühlen – beide entstehen im Körper, beide wollen dich schützen.
Doch sie kommen aus unterschiedlichen Räumen in dir.
Angst will Kontrolle.
Intuition will Verbindung.
Und beides darf da sein.
Wenn du dir unsicher bist, ob du gerade deiner Intuition folgst oder aus einer alten Schutzreaktion handelst, kann dir Folgendes helfen:
Wenn es Intuition ist …
Sie kommt leise, klar, oft ohne Drama.
Sie ist ruhig, auch wenn sie dir etwas Schwieriges zeigt.
Dein Atem bleibt fließend.
Dein Körper fühlt sich geerdet, weit, gegenwärtig.
Sie braucht keine Rechtfertigung – sie ist einfach da.
Sie enthält Mitgefühl, auch wenn sie dich zu einer Grenze führt.
Sie wirkt wie ein inneres „Ja“ – still, aber stabil.
Wenn es Angst oder eine alte Schutzreaktion ist …
Sie ist laut, drängend, fordernd.Dringlich.
Dein Atem wird flach oder stockt.
Dein Körper zieht sich zusammen – besonders im Bauch, im Hals oder in der Brust.
Es entsteht Eile: „Ich muss jetzt sofort…!“
Die Gedanken kreisen, suchen Beweise oder Bestätigung.
Das Gefühl ist eng, trennend, manchmal panisch.
Sie ist gegen etwas gerichtet – nicht für dich, sondern gegen die Welt.
Beides sind Körperbotschaften.
Beides will dich schützen.
Doch nur eine führt dich zurück zu dir.
Wenn du merkst, dass Angst oder alte Muster sprechen, verurteile sie nicht.
Nimm dir Zeit, um zu atmen, dich zu erden, vielleicht eine Hand auf dein Herz zu legen.
Denn erst, wenn der Körper sich sicher fühlt, kann die Intuition wieder sprechen.
