Eine Einladung, dich selbst zu befragen – und die stille Verbindung unter allem zu spüren.
Es gibt Tage, an denen sich das Leben still anfühlt.
Wie eine leere Wohnung, in der man plötzlich das Ticken der Uhr hört.
Einsamkeit kann sich dann wie ein dichter Nebel um uns legen -schwer, unbeweglich, manchmal schmerzhaft.
Doch vielleicht ist sie gar kein Feind, den es zu besiegen gilt.
Vielleicht ist sie ein stiller Gast, der uns etwas zeigen möchte.
Einsamkeit ist nicht das Gegenteil von Verbindung – sie ist die Schwelle dorthin.
Anstatt sie zu vertreiben, dürfen wir sie manchmal einfach fühlen.
Und wenn wir ihr zuhören, zeigt sie uns oft, wo in uns selbst wieder Nähe entstehen möchte.
Bild: Pinterestfund
Wenn du magst, nimm dir heute ein paar Minuten Zeit, dein Journal und vielleicht eine Kerze.
Lies die folgenden Zeilen langsam.
Atme. Und schreib.
1. Die Frage: Ist das wahr?
Schreib in dein Journal:
„Ich bin einsam.“
Dann halte kurz inne.
Lies den Satz laut oder in Gedanken.
Und frage dich – wie Byron Katie es in The Work vorschlägt:
Kann ich mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
Vielleicht spürst du sofort ein klares „Ja“.
Vielleicht auch ein Zögern.
Bleib bei dem, was da ist -nicht im Kopf, sondern im Körper.
Was passiert in dir, wenn du diesen Gedanken glaubst?
Wie fühlt es sich an, ihn festzuhalten?
Und: Wer wärst du ohne diesen Gedanken?
Diese Fragen sind keine intellektuelle Übung.
Sie sind ein leises Öffnen.
Ein Raum, in dem du dir selbst erlaubst, neue Empfindungen wahrzunehmen.
2. Eine neue Perspektive
Wenn du magst, dreh den Gedanken sanft um.
Nicht, um ihn zu negieren – sondern, um ihn von einer anderen Seite zu betrachten.
„Ich bin nicht einsam.“
„Ich bin begleitet – von etwas Größerem.“
„Ich bin verbunden.“
Lass die Worte wirken.
Wie fühlt es sich an, sie zu denken, auch wenn du sie noch nicht ganz glauben kannst?
Spür in deinen Körper hinein.
Vielleicht verändert sich etwas – ganz fein, fast unmerklich.
Bild: Pinterestfund
Die tiefe Erinnerung
Die Autorin und Naturlehrerin Asia Suler schreibt, dass wir niemals wirklich getrennt sind.
Selbst wenn kein Mensch gerade da ist, sind wir eingebettet in ein größeres Gewebe aus Leben, Erinnerung und Erde.
Wenn du magst, stell dir deine Ahninnen und Ahnen vor.
Nicht als Figuren aus der Vergangenheit, sondern als Spuren in deiner DNA – als Stimmen, die in deinem Atem mitschwingen.
Sie haben dich hierher getragen.
Sie sind Teil deines Körpers.
Und wenn dir dieser Gedanke zu fremd oder spirituell erscheint, dann öffne dich stattdessen für die lebendige Natur um dich herum:
den Wind, der über dein Gesicht streicht.
das Rascheln eines Blattes.
den Geruch von feuchter Erde.
Sie alle sind Antwort.
Sie alle hören zu.
In der Sprache der Natur gibt es keine Einsamkeit.
Es gibt nur Beziehung – immer, überall, in jedem Atemzug.
Bild: Pinterestfund
Verbindung spüren
Lege deine Hand auf dein Herz.
Atme bewusst ein und aus.
Vielleicht magst du barfuß aufstehen und kurz an die frische Luft gehen.
Spüre den Boden unter dir.
Sag leise zu dir selbst:
„Ich bin hier. Ich bin Teil dieses Lebens. Ich bin verbunden.“
Bleib einen Moment in dieser Stille.
Nicht, um sie auszuhalten – sondern, um sie zu fühlen.
Denn in der Tiefe des Fühlens verwandelt sich Einsamkeit oft in etwas anderes:
in Nähe.
Schreibe in dein Journal:
Was habe ich heute in der Einsamkeit entdeckt?
Wo habe ich Verbindung gespürt – vielleicht nur für einen Atemzug?
Was möchte ich mir selbst heute sagen, um mich daran zu erinnern?
Und dann schließe deine Augen.
Lächle dir zu.
Denn du bist nie ganz allein
du bist immer eingebettet, gehalten, gehört.
Hinweis für die Praxis:
Diese Übung kannst du jedes Mal machen, wenn du spürst, dass sich Einsamkeit in dir ausbreitet.
Je öfter du sie nicht bekämpfst, sondern sanft durchfühlst, desto klarer wird die Erfahrung:
Einsamkeit ist nicht das Gegenteil von Verbundenheit.
Sie ist der Weg dorthin.
Wenn Sie sich gerade sehr einsam fühlen
Manchmal hilft kein schöner Gedanke, keine Tasse Tee, kein Journal.
Manchmal ist das Gefühl einfach zu groß, zu schwer, um es allein zu tragen.
Wenn Sie merken, dass Ihnen alles über den Kopf wächst oder Sie einfach jemanden zum Reden brauchen, ist es wichtig, sich nicht zurückzuziehen, sondern sich zu melden.
Sie müssen das nicht allein schaffen.
Hier finden Sie rund um die Uhr Menschen, die zuhören:
TelefonSeelsorge -kostenfrei und anonym unter ☎️ 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222
(auch Chat: telefonseelsorge.de)Nummer gegen Kummer -für Kinder, Jugendliche und Eltern: ☎️ 116 111
Krisendienst (bundesweit erreichbar) -unter ☎️ 0800 655 3000
(vermittelt regional weiter, täglich erreichbar)
Es ist ein Zeichen von Stärke, sich Unterstützung zu holen.
Über die Autorin
Katharina Krause-Pysarczuk ist Ergotherapeutin und begleitet Menschen auf dem Weg zu mehr Ruhe, Körperbewusstsein und Selbstfreundschaft.
In ihrer Arbeit verbindet sie achtsame Körpermethoden mit kreativen Zugängen, um Stress zu lösen und das eigene Wohlbefinden zu stärken.
In Zeiten, in denen Einsamkeit oder Überforderung besonders spürbar sind, kann Ergotherapie eine wertvolle Unterstützung sein.
Sie kann von Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen oder Psychiater:innen verordnet werden und hilft dabei, Stabilität im Alltag zu finden, den eigenen Rhythmus wiederzuentdecken und mentale Gesundheit zu fördern.
