Manchmal fühlt sich der Tag schon am frühen Morgen wie eine schwere Last an. Eine stressige Woche, persönliche Herausforderungen oder einfach das Gefühl, mit allem allein zu sein, können uns überwältigen. In solchen Momenten wünschen wir uns nichts mehr als einen Funken Verbundenheit – und doch fällt es oft schwer, um Hilfe zu bitten.
Simon Sinek erzählt dazu eine bewegende Geschichte. Eine Freundin von ihm hatte eine besonders schwere Woche und meinte zu ihm, dass sie ihn eigentlich kontaktiert hatte. Doch als Simon in seinen Nachrichtenverlauf schaute, fand er lediglich eine unverfängliche Nachricht von ihr: „Hi, wie geht es dir? Wollen wir uns mal treffen?“ Es war eine Nachricht, die so unscheinbar war, dass er nicht erkennen konnte, wie dringend sie gerade einen Freund brauchte.
Diese Situation brachte die beiden dazu, ein „Codewort“ zu vereinbaren: Wenn einer von ihnen wirklich jemanden braucht, schreiben sie nun: „Hast du mal acht Minuten für mich?“ Es ist eine einfache Frage, die keine langen Erklärungen erfordert und dem anderen signalisiert: „Ich brauche dich, einfach nur deine Nähe.“
Warum 8 Minuten so wichtig sind
Forscher haben herausgefunden, dass es oft nur kurze Momente der echten Verbindung braucht, um Einsamkeit zu durchbrechen. Laut einer Studie der Universität Chicago fühlen sich Menschen in Krisen oder schwierigen Zeiten weniger allein, wenn sie sich für nur 8 Minuten mit einem Freund oder einer vertrauten Person verbinden. Es muss kein tiefgründiges Gespräch sein. Zuhören, ein kurzer Austausch, ein Moment des Daseins füreinander reichen aus, um das Gefühl der Isolation zu lindern.
Warum ist das so?
Unser Gehirn ist darauf programmiert, Verbindung zu suchen. Schon wenige Minuten echter Interaktion können das Stresshormon Cortisol senken und die Ausschüttung von Oxytocin – dem Bindungshormon – fördern. Diese hormonellen Veränderungen stärken unser Wohlbefinden und helfen uns, mit Herausforderungen besser umzugehen.
Hochsensible und die Angst, „zu viel“ zu sein
Für viele, besonders für hochsensible Menschen, ist es jedoch schwierig, um Hilfe zu bitten. Sie haben oft das Gefühl, zu viel Raum einzunehmen oder anderen zur Last zu fallen. Gleichzeitig fühlen sie sich mit ihren Sorgen alleine gelassen und nicht gut genug. Das Codewort „Hast du mal 8 Minuten für mich?“ kann hier eine Brücke sein: Es nimmt den Druck weg, alles erklären oder rechtfertigen zu müssen. Es öffnet eine Tür für ehrliche Verbindung, ohne dass man sich schuldig fühlen muss.
Wie du das Konzept in deinen Alltag integrieren kannst
1. Sprich mit deinen Freunden oder deinem Partner: Erkläre ihnen die Idee des 8-Minuten-Codewortes und überlegt gemeinsam, ob ihr es nutzen wollt.
2. Habe keine Angst, es zu verwenden: Wenn du dich überfordert fühlst, erinnere dich daran, dass ein Freund oder eine Freundin wahrscheinlich mehr als bereit ist, für dich da zu sein.
3. Sei präsent für andere: Wenn dich jemand fragt: „Hast du mal 8 Minuten für mich?“, wisse, dass es nicht darum geht, alle Probleme zu lösen. Es geht darum, zuzuhören, da zu sein und einfach Verständnis zu zeigen.
Fazit
Ich erlebe in meiner Arbeit als Ergotherapeutin: meistens sind es die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen. Acht Minuten können ausreichen, um den Tag eines anderen heller zu machen – oder den eigenen. In einer Welt, in der wir oft das Gefühl haben, stark sein und alles alleine schaffen zu müssen, ist es kraftvoll, um Hilfe zu bitten oder einem Freund ein offenes Ohr zu schenken.
Wenn du das nächste Mal spürst, dass du jemanden brauchst, erinnere dich: „Hast du mal 8 Minuten für mich?“
Quellen:
• Simon Sinek: „Leaders Eat Last“ (persönliche Geschichte)
• University of Chicago: Study on Social Connection and Loneliness (2020)
• Artikel zu Oxytocin und Stressbewältigung (National Institutes of Health)
Über die Autorin
Katharina Krause-Pysarczuk ist Ergotherapeutin und begleitet Menschen zu mehr Ruhe, Selbstfreundschaft und einem achtsamen Umgang mit Hochsensibilität.
Mit kreativen und achtsamen Methoden ermutigt sie feinfühlige Menschen, ihre Sensibilität als Stärke zu erkennen und dem Druck der Leistungsgesellschaft mit innerer Klarheit zu begegnen. Ihre Angebote laden dazu ein, Entspannung und Selbsterkenntnis als festen Bestandteil des Alltags zu verankern.