8 Minuten für Einsamkeit

Ein Weg, um wieder in Verbindung zu kommen – mit dir selbst.

Es gibt Tage, an denen sich die Welt leise von uns entfernt.
Nicht, weil jemand Schuld daran hätte.
Sondern weil unser Inneres sich zurückzieht - wie eine Welle, die den Strand verlässt.

Einsamkeit fühlt sich dann an wie ein Nebel zwischen uns und allem, was wir lieben.
Sie ist nicht laut, sie macht keine großen Gesten.
Sie schleicht sich ein in kleine Momente: wenn du dich nach einem langen Tag an den Küchentisch setzt und das Besteck klirrt lauter als dein eigener Atem.

Wir leben in einer Zeit, in der Einsamkeit oft als etwas gilt, das es zu „reparieren“ gilt.


Etwas, das man „wegmacht“ - durch Ablenkung, durch Treffen, durch Selbstoptimierung.
Aber was, wenn Einsamkeit kein Fehler ist?
Was, wenn sie eine Einladung ist?


Die stille Sprache der Einsamkeit

Die Schriftstellerin Asia Suler beschreibt Einsamkeit als eine „heilige Pause“ -einen Moment, in dem unsere Seele nachhören möchte, wo wir uns selbst verloren haben.
Sie erinnert daran, dass das Gefühl des Getrenntseins oft ein Zeichen von Tiefe ist.
Dass Einsamkeit kein Beweis für Mangel ist, sondern für Sehnsucht - nach wahrhaftiger Verbindung, nicht nach Nähe um jeden Preis.

Wenn wir in solchen Momenten still werden, spüren wir:
Einsamkeit ist oft nicht nur das Fehlen von jemand anderem.
Sie ist auch das Fehlen unserer eigenen Präsenz bei uns selbst.

8 Minuten, um zu fühlen

Vielleicht kann das Codewort Hast du mal 8 Minuten für mich?“ nicht nur an andere gerichtet sein.
Vielleicht darf es auch eine Einladung an dich selbst sein.

Acht Minuten, um nichts zu reparieren.

Acht Minuten, um einfach da zu sitzen - mit dem, was da ist.

Wenn du magst, setz dich hin, schließ die Augen.
Lege eine Hand auf dein Herz, die andere auf deinen Bauch.
Und dann frage dich leise:
„Wie fühlt sich Einsamkeit heute an?“
Nicht, um sie zu analysieren.
Nicht, um sie zu verstehen.
Sondern um sie zu fühlen - wie Emmie Rae es nennt: „to slow down enough to meet yourself“.

Was beim Fühlen hilft

  1. Atme, als würdest du jemanden trösten, den du liebst.
    Langsam. Zart. Mit jeder Ausatmung darf etwas weicher werden.

  2. Lehne dich innerlich an die Erde.
    Stell dir vor, du würdest dich mit deinem ganzen Gewicht auf sie stützen dürfen.
    Asia Suler schreibt, dass die Erde selbst Beziehung ist - sie hält uns, auch wenn kein Mensch gerade da ist.

  3. Lass Tränen, Müdigkeit, Leere da sein.
    Sie müssen nichts „bedeuten“.
    Manchmal ist das Weinen keine Schwäche, sondern eine Rückkehr ins Leben.

  4. Erinnere dich: Verbindung beginnt im Körper.
    Wenn du deine eigene Wärme spürst, wenn du dein Herz hörst, wenn du dich selbst berührst -entsteht eine Art leiser Nähe. Eine Form von Freundschaft, die dich nie verlässt.


Wenn du wieder hinausgehst

Nach diesen acht Minuten wirst du vielleicht merken:
Die Welt hat sich nicht verändert.
Aber du bist wieder in ihr.
Nicht als Beobachterin, sondern als Teil des Pulses, der alles bewegt.

Und vielleicht schreibst du dann einer Freundin eine Nachricht.
Nicht, um dich zu „entlasten“, sondern um zu teilen.
Um die unsichtbare Brücke zwischen zwei Herzen wieder zu spüren.

Denn Verbundenheit entsteht nicht aus Worten.
Sondern aus dem Mut, sich zeigen zu lassen - so, wie man gerade ist.


Fazit

Einsamkeit ist kein Ort, den es zu vermeiden gilt.
Sie ist ein Raum, der uns einlädt, zurückzukehren – zu uns selbst, zur Erde, zum Atem.
Wenn du das nächste Mal spürst, dass du jemanden brauchst, frag dich zuerst:
„Habe ich mal acht Minuten für mich?“
Und dann: „Hast du mal acht Minuten für mich?“

Beides ist heilsam.
Beides ist Verbindung.


Über die Autorin

Katharina Krause-Pysarczuk ist Ergotherapeutin und begleitet Menschen auf dem Weg zu mehr Ruhe, Körperbewusstsein und Selbstfreundschaft.
In ihrer Arbeit verbindet sie achtsame Körpermethoden mit kreativen Zugängen, um Stress zu lösen und das eigene Wohlbefinden zu stärken.

In Zeiten, in denen Einsamkeit oder Überforderung besonders spürbar sind, kann Ergotherapie eine wertvolle Unterstützung sein.
Sie kann von Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen oder Psychiater:innen verordnet werden und hilft dabei, Stabilität im Alltag zu finden, den eigenen Rhythmus wiederzuentdecken und mentale Gesundheit zu fördern.